Wahl der Veräußerungsform nach § 21b EEG 2021 sowie § 4 KWKG 2020

Unter dem Begriff „Direktvermarktung“ versteht man die Veräußerung von Strom aus erneuerbaren Energien an Dritte (Direktvermarkter). (Keine Direktvermarktung ist ein Selbstverbrauch durch Dritte, wobei der Strom in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Anlage verbraucht und nicht durch ein öffentliches Netz durchgeleitet wird). Sie ist nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz geregelt.

Durch die Direktvermarktung soll eine bedarfsgerechte Erzeugung von Strom und einen wettbewerbsfähigen Markt für Erneuerbare Energien generieren.

Der Verkauf des in der Anlage erzeugten Stroms erfolgt dabei mithilfe eines Direktvermarktungsunternehmens. Dieses ist von dem Anlagenbetreiber mit der Direktvermarktung von Strom beauftragt. (vgl. § 3 Nr. 17 EEG)

Es gibt zwei Formen der Direktvermarktung:

• Die geförderte Direktvermarktung (nach § 20 EEG)
• Die sonstige Direktvermarktung (nach § 21a EEG)

Näheres zu den beiden Vermarktungsformen finden Sie unter 9.

Der Direktvermarkter hat einen Zugang zur Strombörse (z. B. Spotmarkt EEX), an welcher der Strom gehandelt und verkauft werden kann. Der erzeugte Strom aus erneuerbaren Energien wird hier neben konventionell erzeugtem Strom gehandelt und zum selben Marktpreis verkauft.

Der Strom wird im Bilanzkreis des Direktvermarkters bilanziert. Im Bilanzkreis müssen die Einspeisemengen immer zeitgleich für 15-Minuten-Zeiträume übereinstimmen. 

Der Gesetzgeber hat im EEG 2014 geregelt, dass ab 01.08.2014 Anlagen über 500 kW und ab 01.01.2016 Anlagen über 100 kW zur Direktvermarktung verpflichtet sind. Somit muss jede neu in Betrieb genommene Erzeugungsanlage mit einer Leistung über 100 kW in die Direktvermarktung gemeldet werden. 

Zusätzlich steht es jeder Erzeugungsanlage bis 100 kW frei, den eingespeisten Strom über einen Direktvermarkter an der Börse vermarkten zu lassen. Somit können sich auch Anlagen mit einer Leistung bis 100 kW in die Direktvermarktung anmelden. Voraussetzung hierfür wäre eine Messeinrichtung, die die Einspeisemengen im Viertelstundentakt übermittelt.

Fernsteuerung der Anlage gemäß § 10b EEG durch den Direktvermarkter

Das Direktvermarktungsunternehmen muss jederzeit die jeweilige Ist-Einspeisung der EEG-Anlage abrufen und die Einspeiseleistung ferngesteuert reduzieren können. Hierfür muss die entsprechende Technik eingebaut werden und der Anlagenbetreiber dem Direktvermarkter die nötigen Befugnisse einräumen.

Dem Netzbetreiber muss ein Nachweis über den fristgerechten Einbau der Fernsteuerung vorgelegt werden. Dieser Nachweis besteht aus:

• dem Einbaubeleg,
• der vom Betreiber und dem Direktvermarkter unterschriebenen Erklärung zur Fernsteuerbarkeit und
• einem Protokoll über den Test der Kommunikationsanbindung (z.B. 1/4h-Chart).

Nutzen Sie dazu einfach unser komprimiertes Formular "Erklärung zur Fernsteuerbarkeit nach nach §§ 20, 10b, 52 EEG“ . Weitere Unterlagen sind in der Regel nicht nötig.

Das ausgefüllte Formular senden Sie bitte an: direkvermarktung@avacon.de

Ohne dieses Formular müssen uns alle genannten Unterlagen gesandt werden. Zur eindeutigen Zuordnung der Dokumente benötigen wir zusätzliche Daten wie:

• EEG-Anlagenschlüssel (kein Dummy)
• Marktlokation
• Anlagennummer (z.B. A12345)

Fristen zur Fernsteuerbarkeit: Grundsätzlich muss die Fernsteuerbarkeit ab Beginn der Direktvermarktung verbaut sein.

Nach § 10b EEG müssen Neuanlagen erst ab dem 01. des zweiten auf die Inbetriebnahme der Anlage folgenden Kalendermonats fernsteuerbar sein. Unter Einhaltung dieser Frist kann der Einbau der Fernsteuerbarkeit auch nach dem Direktvermarktungsbeginn erfolgen.

Beispiel:

• Inbetriebnahme der Anlage: 26.01.2023 (siehe Inbetriebsetzungsprotokoll) 
• DV-Beginn der Anlage: 01.02.2023
• Frist zum Einbau der Fernsteuerbarkeit: 01.03.2023
• Die Fernsteuerbarkeit nach § 10b ist nicht identisch mit der Fernsteuerbarkeit durch den Netzbetreiber (§ 9 EEG).  

Zähler mit lastgangfähiger Messung

Für die Meldung in die Direktvermarktung muss eine Zählertechnik zur Erfassung von 1/4h-lastgangfähigen Daten vorliegen. Sollte noch eine Standardlastprofilmessung (SLP) bei Ihnen verbaut sein, wenden Sie sich bitte an Ihren zuständigen Installateur. Dies kann mit höheren Messkosten verbunden.

Nach Vertragsabschluss meldet der Direktvermarkter die Anlage bei uns als Netzbetreiber zur Direktvermarktung an. Dabei gibt er alle relevanten Daten an, wie beispielsweise den Bilanzkreis.

Anmeldung einer Neuanlage:

Die Anmeldung in die Direktvermarktung für Neuanlagen erfolgt elektronisch über das Formular der Bundesnetzagentur BK6 „Anmeldung der Erstzuordnung von Neuanlagen“.

Bitte füllen Sie dieses vollständig aus und geben Sie die Anlagennummer (z.B. A12345) an, falls vorliegend. Achten Sie bitte auch auf die korrekte Angabe des aktuellen Anlagenbetreibers.

Das ausgefüllte Formular senden Sie bitte an: direkvermarktung@avacon.de

Anmeldung einer Bestandsanlage:

Die Anmeldung in die Direktvermarktung für Bestandsanlagen erfolgt über den elektronischen Datenaustausch „EDIFACT“.

Nach Prüfung der Anmeldung wird diese von uns als Netzbetreiber an den Direktvermarkter per E-Mail oder elektronisch bestätigt.

Welche Fristen sind bei der Anmeldung zu beachten?

Die Anmeldung von Anlagen muss zum Monatsersten unter Beachtung einer Wechselfrist von einem Kalendermonat erfolgen.
Beispiel: Ihre Anlage wird am 10.01. mit Direktvermarktungsbeginn zum 01.03 angemeldet.

Sofern sich die Anlage in der Ausfallvergütung befindet, kann diese mit einer verkürzten Wechselfrist bis zum 5. letzten Werktag des Monats in die Direktvermarktung angemeldet werden. Die Direktvermarktung startet direkt zum Monatsersten. 

Näheres zur Ausfallvergütung finden Sie unter 8.

Was passiert, wenn die Frist nicht eingehalten wurde?

Wenn die Anlage nicht fristgerecht in die Direktvermarktung angemeldet wird, fällt diese automatisch – sofern die Anlage mit der Einspeisung begonnen hat und zur Direktvermarktung verpflichtet ist - in die Ausfallvergütung. 

Ja, wenn Ihre Anlage einen Anspruch auf die Einspeisevergütung nach dem EEG hat.

Ein Wechsel der Vermarktungsform kann unter Einhaltung des Fristenmonats erst zum 01. des übernächsten Monats erfolgen.

Beispiel: Ihre Anlage wird am 10.01. zum 01.03. aus der EEG-Vergütung in die Direktvermarktung / aus der Direktvermarktung in die EEG-Vergütung umgemeldet.

Bitte beachten Sie, dass während der Direktvermarktung der Förderzeitraum Ihrer Anlage weiterläuft.

Wird die Frist zur Anmeldung in die Direktvermarktung nicht eingehalten, kann wiederum eine Anmeldung in die Ausfallvergütung erfolgen.

Nein. In der Rolle als Netzbetreiber dürfen wir aufgrund gesetzlicher Vorgaben keine Direktvermarktung anbieten. 

Was ist der „Anzulegende Wert“?

 Der Anzulegende Wert bildet die Grundlage für die Berechnung der Marktprämie. Er wird im Rahmen einer Ausschreibung ermittelt oder ist gesetzlich nach dem EEG festgelegt. 

Marktwert:

Der Marktwert ist bei direkt vermarktetem Strom der tatsächliche Jahresmittelwert des Spotmarktpreises (Strombörse EEX).

Was ist die „Marktprämie“?

Die Marktprämie stellt eine Ausgleichszahlung für Mehrkosten durch die Direktvermarktung dar. Sie ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Anzulegenden Wert und dem an der Börse ermittelten Marktwert.

Ist die Differenz kleiner als null, wird die Marktprämie mit null festgesetzt.

Die Marktprämie wird durch uns als Netzbetreiber ausbezahlt.

 Was ist die Ausfallvergütung?

Die Ausfallvergütung wird über eine Dauer von bis zu drei aufeinanderfolgenden Monaten und insgesamt bis zu sechs Monaten pro Jahr ausbezahlt. In der Ausfallvergütung verringert sich der Anzulegende Wert auf 80 Prozent.

Die Vergütung ist abhängig von der Form der Direktvermarktung:

Geförderte Direktvermarktung

Marktprämienmodell: Sie erhalten von uns als Netzbetreiber die Marktprämie nach dem EEG ausbezahlt (siehe 8.).
Von Ihrem Direktvermarkter erhalten Sie die Erlöse für den Verkauf Ihres erzeugten Stroms, abzüglich der Kosten für die Vermarktung (individuell im Vertrag zwischen Ihnen und Ihrem Direktvermarkter festgelegt).

Sonstige Direktvermarktung

In der Sonstigen Direktvermarktung wird keine Förderung nach dem EEG ausbezahlt. Von Ihrem Direktvermarkter erhalten Sie die Erlöse für den Verkauf Ihres erzeugten Stroms, abzüglich der Kosten für die Vermarktung (individuell im Vertrag zwischen Ihnen und Ihrem Direktvermarkter festgelegt).

Wenn der Marktwert und der Anzulegende Wert Ihrer Anlage gleich sind oder der Marktwert den Anzulegenden Wert übersteigt, dann beträgt die Marktprämie auf Ihrer Abrechnung 0 €.

Das kann zwei Gründe haben:

1. Die Fernsteuerbarkeit nach §10b EEG für Ihren Direktvermarkter wurde nicht innerhalb der gesetzlichen Frist eingebaut.

Grundsätzlich muss die Fernsteuerbarkeit ab Beginn der Direktvermarktung verbaut sein.

Nach § 10b EEG müssen Neuanlagen erst ab dem 01. des zweiten auf die Inbetriebnahme der Anlage folgenden Kalendermonats fernsteuerbar sein. Unter Einhaltung dieser Frist kann der Einbau der Fernsteuerbarkeit auch nach dem Direktvermarktungsbeginn erfolgen.

Beispiel:

• Inbetriebnahme der Anlage: 26.01.2023 (siehe Inbetriebsetzungsprotokoll) 
• DV-Beginn der Anlage: 01.02.2023
• Frist zum Einbau der Fernsteuerbarkeit: 01.03.2023
• Die Fernsteuerbarkeit nach § 10b ist nicht identisch mit der Fernsteuerbarkeit durch den Netzbetreiber (§ 9 EEG).  

2. Die gesetzliche Höchstdauer der Ausfallvergütung wurde überschritten

Die Ausfallvergütung wird höchstens drei aufeinanderfolgenden Monate und insgesamt höchstens sechs Monate pro Jahr ausbezahlt. 

Liegt ein Verstoß gemäß § 52 EEG vor, muss durch den Anlagenbetreiber eine Zahlung geleistet werden.

Die zu leistende Zahlung beträgt bei der Überschreitung der Höchstdauer der Ausfallvergütung (vgl. 11.) 10 Euro pro Kilowatt installierter Leistung der Anlage und Kalendermonat, in dem ganz oder zeitweise ein Pflichtverstoß vorliegt oder andauert.

Bei einer verfristeten Einreichung der Nachweise zur Fernsteuerbarkeit beim Netzbetreiber wird ab dem Zeitpunkt des Wechsels des Direktvermarkters oder Wechsels in die Direktvermarkung eine Strafzahlung in Höhe von 10 Euro pro Kilowatt installierter Leistung der Anlage und Kalendermonat erhoben.

Sobald der Nachweis der Fernsteuerbarkeit erbracht wird, wird die Strafzahlung rückwirkend aufgehoben.

Bei einem durch die Nachweise festgestellten verfristeten Einbau der Einrichtung zur Fernsteuerbarkeit wird für den Zeitraum zwischen Beginn der Direktvermarktung (Ausnahme: Karenzmonat vgl. 11.) und Einbau der Fernsteuerbarkeit eine zu leistende Zahlung von 2 Euro pro Kilowatt installierter Leistung der Anlage und Kalendermonat erhoben.

Hinweis: Für Anlagen bis 500 kW gilt bis zum 30.06.2024 noch eine Ausnahmeregelegung, die eine Reduzierung der Förderung gemäß EEG 2021 anstelle einer zu leistenden Zahlung durch den Anlagenbetreiber vorsieht (§ 52 Abs. 1b EEG). Dies betrifft sowohl die Überschreitung der Höchstdauer der Ausfallvergütung als auch die Fernsteuerbarkeit für die Direktvermarktung.

Anmeldung einer Neuanlage:

Die Anmeldung in die Direktvermarktung für Neuanlagen erfolgt elektronisch über das Formular der Bundesnetzagentur BK6 „Anmeldung der Erstzuordnung von Neuanlagen“.

Bitte füllen Sie dieses vollständig aus und geben Sie die Anlagennummer (z.B. A12345) an, falls vorliegend. Achten Sie bitte auch auf die korrekte Angabe des aktuellen Anlagenbetreibers.

Das ausgefüllte Formular senden Sie bitte an: direkvermarktung@avacon.de

Anmeldung einer Bestandsanlage:

Die Anmeldung in die Direktvermarktung für Bestandsanlagen erfolgt über den elektronischen Datenaustausch „EDIFACT“.

Mögliche Gründe für die Ablehnung der Direktvermarktung:

• Fristüberschreitung: Die Anlage wurde nicht fristgerecht angemeldet, zum Beispiel keine Einhaltung des Fristenmonats (siehe 5.)
• Messproblem: Es wurde eine SLP-Anlage in die Direktvermarktung angemeldet. Voraussetzung für die Direktvermarktung ist eine lastgangfähige Messung (siehe 4.)
• Objekt im IT-System nicht identifizierbar: Es wurde eine falsche Lokations-ID angegeben. Beispielsweise wurde die Marktlokations-ID für den Bezug oder die Tranchen-ID anstelle der Marktlokations-ID für die Einspeisung verwendet.

Der Nachweise zur Fernsteuerbarkeit einer Anlage nach §10b EEG besteht aus der FSBK-Erklärung, dem Einbaubeleg und dem Funktionstest. Die Anlage muss auf jedem eingereichten Dokument eindeutig identifizierbar sein (z. B. Angabe des EEG-Anlagenschlüssels oder der Marktlokations-ID).

Zur vereinfachten Nachweiserbringung stellen wir Ihnen unser komprimiertes Formular "Erklärung zur Fernsteuerbarkeit nach § 10b EEG" zur Verfügung. Das Einreichen des Belegs zum Einbau der technischen Einrichtung zur Fernsteuerbarkeit und des Protokolls über den Test der Kommunikationsanbindung ist bei Verwendung dieses Formulars nicht mehr notwendig – lediglich auf Nachfrage des Verteilnetzbetreibers müssen diese Unterlagen nachgereicht werden.

Erklärung zur Fernsteuerbarkeit

Bitte beachten Sie: 
Jede Erzeugungsanlage und jeder Speicher muss unterscheiden können, ob die Regelung der Anlage vom Direktvermarkter oder durch den Netzbetreiber vorgegeben wurde. Fernwirktechnische Regelungen des Direktvermarkters sind nach Vorgabe der VDE-AR-N 4110 anders zu priorisieren als Vorgaben des Netzbetreibers.

In diesem Fall sprechen wir von einem „Mischpark“.

Für die ausgeförderten Anlagen muss eine Anmeldung in die sonstige Direktvermarktung über das BK6-Excel-Formular "Anmeldung der Erstzuordnung von Neuanlagen" erfolgen.

Das ausgefüllte Formular senden Sie bitte an: direkvermarktung@avacon.de

Eine elektronische Änderungsmeldung ist bei Mischparks nicht möglich. Es handelt sich um einen manuellen Prozess.